Ganzer Einsatz
Fr. 22.6.2001

Heute war ich die meiste Zeit allein im Buero.
Der Till war irgendwo beim Amt fuer Denkmalpflege oder so, der Herbert hat sich auf so einen Empfang fuer die neuen Mitarbeiter an der EPFL abgeseilt so's lecker zu essen und zu trinken gab und ich hab in der Zwischenzeit das Buero gehuetet und die ganze Architekturstudentinnen abgewimmelt, die wegen irgendwelcher Fragen kamen.
OK, waren nicht so viele, eigentlich nur eine, die was wissen wollte und eine, die ein Modell abgeben wollte.
Letztens hab ich ja schonmal Sprechstunde gemacht. Die kommen dann an und wollen eine Stadionueberdachung machen, also so 150 x 70 m Spannweite mit eienr statischen Hoehe in Feldmitte von einem halben Meter. Aus Beton. Dann muss man denen erstmal auf nette Weise verklickern, dass das aus Beton nichtmal das Eigengewicht traegt, warum nicht und was man machen kann um den Entwurf nicht gleich in die Tonne klopfen zu muessen.
Bitter ist natuerlich wenn die zu einem kommen und man gibt denen Tips, sie kapieren's aber nicht so richtig und in der Praesentation ihres Entwurfs werden sie dann auseinandergenommen weil ihre Huette so einfach einfallen wuerde wie ein Kartenhaeuschen.
So geschehen bei dieser einen Tuse, die zwei, dreimal bei uns in der "Sprechstunde" war. Dumm halt, wenn irgendwo halt einfach eine Druckstrebe durch ein Seil ersetzt wird weil's huebschen und filigraner (wenn ich's schon hoer!...) ist. Der Herbert hat sich dann heut Abend noch voll den Kopp gemacht weil er meint, "haehh, dann komm ich runter in die Cafeteria und dann heisst's da kommt der Guetler, der mir da so scheiss Tips gegeben hat. Der kann nix, geht zu dem nich hin...". Dabei ist der ja nun nicht der Projektingenieur vom Dienst, der gucken muss, dass bei dem Entwurf alles passt. Ist schliesslich deren Sache. Und wenn sie's nicht kappieren, dann koennen sie ja in die Sprechstunde kommen und wenn sie sich immernoch nicht sicher sind, koennen sie ja nochmal kommen. Aber machen muessen sie's schon selbert.
Heut Abend war auch noch Architektenfete bei uns am Institut.
Ist aber ganz anders als in Darmstadt.

  1. haben die Leute hier viel weniger schwarz an. Architekten hier sind mehr so die kreativen, die Kuenstler, die Hippies und nicht so aufgeschnittete Golffahrer, die Sekt in leergeraeumten Industriehallen schluerfen und das hip und chique finden. (Ja, Ihr Achitekt(eus)en unter meinen Lesern, schaut Euch mal an und ueberlegt ob ich nicth recht habe!)
  2. sind das hier nicht so Riesenveranstaltugen, wo die Leute von hinter Frankfurt aus angereist kommen wie in Darmstadt. Man muss auch weder 15 Mark Eintritt zahlen (das ist eigentlich wirklich verwunderlich weil einmal freitags Kino ja schon 23 Mark kostet...) und auch nicht obendrein noch eineinhalb Stunden anstehen damit man mit seiner Karte auch reinkommt...
  3. und
  4. wird man hier nicht nur mit dem Arsch angeguckt. Dafuer sind die Architekten hier einfach nicht besonders genug. Hie gibt es eben einfach nur rund 5000 Studenten insgesamt. Und die teilen sich wiederum auf die EPFL (sozusagen TU) und UNIL (Uni) auf. Also habe die Studenten nicht so einen grossen Anteil an der Bevoelkerung im Alter von 19 bis 27 Jahren wie in Darmstadt, zweitens ist die Quote Maenner/Frauen hier recht ausgewogen und nicht bei 25% wie daheim.
    Das ist ganz gut fuer den Charakter (der Architektinnen). Denn wie uebeall im Leben regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Und in einem Markt, in dem es eine grosse Nachfrage gibt, das Angebot aber knapp ist und nicht gesteigert werden kann, werden die Haendler ueber kurz oder lang einfach unverschaemt.
Genug gewettert.
Aber eins war noch echt lustig. Als so eine kleine, sagen wir mal etwas beleibtere Architektin heut Abend vollen Einsatz geleistet hat, wie man es sonst nur von ausgedursteten Informatiken (sorry Jungs!) oder so kennt. Mit einem hautengen Rock (schwarz) ueber ein Paar Leggings (schwarz) und schwarzem, rueckenfreiem Top (lediglich durch ein paar Bindfaeden gehalten) eher unvorteilhaft gekleidet war ihr erklaertes Ziel fuer den Abend klar erkennbar. Die lies sich dann auch erstmal nicht davon abbringen als ihr Auserkorener engumschlungen mit seiner Auserkorenen tanzte. Dann hat sie's mal bei den drei Trotteln, die immer direkt vor dem DJ getanzt haben (Matzko, hier koenntest Du auch einen coolen Auftritt haben. Die Musik war fast in deinem Bereich und die Leute fandens gut...), probiert. Dann nochmal Gutwetter machen bei der Tuse vom Typ, den sie wohl gut fand und mit der getanzt und dann hat sie sich an den Typ rangemacht, der im uebernaechsten Sessel von mir in der Chill-Ecke gesessen hat. Der hatte das aber schon vorher geblickt (so wie eine ganze Reihe von Leuten in unserer Gegend) und hat sich nach eineinhalb Minuten aus dem Staub gemacht. Und dann hat sie sich umgedreht und nur darauf gewartet, dass ich mal eine Pause in meinem Gespraech mit dem Herbert habe um sich da einzuklinken. Haben wir natuerlich gemerkt. Und bevor es da noch ein Unglueck geben konnte (und weil dem Herbert das mit seinem unvollstaendigen Tip bei der einen Architekteuse auf den Magen geschlagen war - oder war's doch das piwarme Cardinal, von dem wir nach unserem vierten oder fuenften Nullzweierflaeschchen (fuer zwei Franken das Stueck!) einfach nichts mehr reinbekommen haben?...) haben wir uns dann auch abgeseilt.
Aber Matzko, Schmidt und Thanner, das waer hier schon was fuer Euch. Eine riesen Spielwiese ("Tu sais, je suis allemand et je l'aime beaucoup ici!" - frei aus dem Englischen ins Franzoesishe uebersetzt...)!

Daheim haben wir dann noch ein kaltes Pfungstaedter als Absacker getrunken. Ich musste mich danach ja nurnoch nach nebenan schleppen und ins Bett fallen lassen. Der Herbert hingegen hat sich noch auf sein Mopet (dicke BMW) geschwungen und ist zu sich (also zum Till) nach Bellmont gefahren. "Tragt misch ins Audo, isch fahr Eusch alle heim!" - So sinn'se halt, die Jungs. Ich fuer meinen Teil hab ja keine Trinkfestigkeit mehr. Wie auch?! In den vier Wochen, die ich jetzt hier bin hab ich weniger Bier getrunken als auf einer ordentlichen Fete (von 'ner Kneipe ganz zu schweigen!) alleine. So oft geh ich jetzt halt nicht in die Wirtschaft - das hat dahem ja auch nicht den grossen Anteil am Bierkonsum, bei den Preisen vergeht einem da auch die Lust auf ein Trinkgelage. Und Nachbarn, die rueberkommen um mit einem Bier zu trinken oder die einem ein Bier anbieten, wenn man zu einem unverfaenglichen Besuch kommt oder die nochmal aus dem Bett aufstehen wenn man um halb eins vorbeigeschneit kommt und ruft "Marina, los, jetzt wird Bier getrunken!", so Leute gibt's hier halt nicht. (Aber im Karlshof auch nicht mehr lange, wenn ich mir das Wehklagen und die Berichte der Agenten so anschaue. Ich sag's ja schon lange: Der Karlshof wird immer gesetzter! Taktisch kluger Zug vom Studentenwerk, das mit der Internetanbindung. Die kleinen Pisser! Verrecken sollen sie an meiner Kaution, die sie einbehalten weil der Schrank beim Ausuzg nicht drin war, fuer den ich unterschreiben musste, dass er drin ist als ich eingezogen bin. Verreeeeeeecken!)
Wahrscheinlich trinken mich die beiden Maedels naechste Woche mit links unter den Tisch! Und das mir! Das waren noch Zeiten als wir mit Sandra und Jessika Bierjungen mit doppeltem Gemaess getrunken haben...
Hachja, damals!


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