Karaoke
Di. 12.6.2001

Also der Till ist ganz klar schon zu lange vom darmstaedter Fleischmarkt entwoehnt. Das steht schonmal fest.
Wir sind ja heute mit den drei Maedels aus Canada in Richtung Cote d'Azur gefahren weil wir ja in Lausanne im Moment wegen der kaputten Zugmaschine eh nichts machen koennen.
Da waren also der Till, seine Frau Helene, die drei canadischen Babes und ich. Sozusagen drei mal zwei Leute. Und dementsprechend haben wir auch drei Doppelzimme im Hotel reserviert. Losgefahren in Lausanne sind wir mit der Aufteilung 1. Till, Helene und Marie Jose in einem Auto und 2. Jan, Julie und Melinda im anderen. Und als wir in St. Remy ankommen und unser Hotel beziehen wollen meint der Till, dass die Helene dann ja mit der M.J. in ein Zimmer gehen kann, die Julie mit der Melinda und er und ich in das dritte.
Alle nicken!
Super Till! Gut gemacht!
Ich also schonmal Protest eingelegt, mich dann aber gefuegt. Hatte zwar eigentlich im Auge ein Zimmer mit der Julie zu teilen aber 1. kommt es, 2. anders und 3. als man denkt.
Dann gehen wir auf unser Zimmer, ich schliesse auf und da steht da so ein huebsches, kleines franzoesisches Doppelbett an der Wand.
Ich glaub ich seh nicht recht!
Nicht nur, dass ich mit dem Baer pennen soll, ne, auch noch in einem schoenen, kuscheligen Doppelbettchen, waehrend sich die Maedels jede in ihrem eigenen Bett raekeln.
Also das geht ja wohl ein bischen zu weit. Da wach ich ja am Ende zehnmal nachts auf weil der Grosse im Schlaf meint, seine Frau laege neben ihm.
Nein, danke!
Ich also gleich nochmal zur Dame an der Rezeption hin und gefragt ob sie nicht noch ein Zimmer mit zwei einzelnen Betten haette. - Die Maedels wurden das immerhin gefragt (ob die Alte da was im Hinterkopf hatte?). - Hatte Sie (also nicht im Hinterkopf sondern noch ein Zimmer!...) und so haben wir gleich nochmal Zimmer getauscht.
Wir sind dann essen gegangen in einem huebschen Restaurant in der Altstadt von St. Remy, wo das Essen gut war - da kann man nix sagen - nur die Kellnerin der Prototyp des stereotypen franzoesischen Kellners war. Unfaehig und unfreundlich.
Aber das essen war, wie gesagt, wirklich gut und gemessen an der Location auch nicht sonderlich teuer.
Am Ende der Fresserei haben die Maedels dan eroeffnet, dass sie ein Angebot fuer mich haetten. Sie haetten alle nochmal darueber gesprochen und wenn es mir so unangenehm sei mit dem Till zu schlafen wuerde eben die Helene zum Till gehen, die M.J. zur Melinda und die Julie zu mir. (YES!) Ob das ok waere? Ja absolut. Das waere ja jetzt auch nicht so wild mit dem Till, ich haette halt keinen Bock gehabt mit ihm in einem kleinen Doppelbett zu schlafen und ueberhaupt haette ich ja gedacht die Helene wuerde logischerweise mit ihm in ein Zimmer gehen wollen und so...
OK, so ein bischen Herabspielen muss man ja um seine wahre Gesinnung nicht zu offenkundig werden zu lassen - ist ja auch fuer die andere(n) einfacher was in diese Richtung zu unternehmen wenn der Schein so ein bischen gewahrt werden kann. - Aber ich frag mich halt schon was das ueberhaupt sollte. Aus Ruecksicht auf mich? - Wohl kaum! Aus Ruecksicht auf die Chickas? Was glauben die denn, wie die druff sind? Haben wohl gemeint die Canadier sind ja auch nur so verkappt Amis (auch wenn die aus Quebec einen fuer so eine Aeusserung steinigen wuerden!), und wie die Amis so drauf sind hab ich ja jatzt erst vor ein paar Wochen bei Andrew und Nena erlebt, wo die eine Schwester vom Andrew ihrem Ehemann verboten (!) hatte den Film "Amarican Pie" (Ihr erinnert Euch: Die Komoedie, die davon handelt, wie vier Teenager Jungs das erste mal poppen wollen und wie sie es versuchen hinzukriegen...) zu sehen, selbst dann dabei ein Buch gelesen hat als wir ihn abends dann doch auf DVD gesehen haben. Und als es zu der Szene mit der tschechischen Austauschschuelerin kommt ist die andere Schwester vom Andrew aufgebracht aus dem Haus (!) gerannt weil sie sich sowas nicht angucken koenne. Wenn wir sowas sehen wollten, dann koennten wir uns doch gleich einen Pornofilm ausleihen...

Wie dem auch sei:
Die Zimmerverteilung war neu geregelt, die spassige Gestaltung des weiteren Abends konnte also beginnen.
Eigentlich hatten wir angepeilt in eine Disse tanzen zu gehen. Aber nun gibt es in so einem Kaff wie St. Remy natuerlich nur eine (immerhin!), die aber natuerlich an einem Dienstagabend nicht auf hat.
Aber es gaebe da eine Karaoke Bar!...
Die Maedels sofort Feuer und Flamme. - Wir also hin, in die Karaoke Bar. Die machte dann zwar erst um elf auf aber es war ja schon viertel vor. Und so haben wir dann noch einen wo anders gehoben bevor es dann in die Karaoke Bar ging.
Da musste man dann an der Tuer klingeln (!) um reingelassen zu werden. Und als wir ins erste OG kamen, wo die Karaoke Bar war stand da ein vielleicht elfjaehriger Bub am Mikrofon und hat mit seiner sich ueberschlagenden praepubertaeren Sopranstimme diverse franzoesische Chansons zum besten gegeben.
Wir hatten uns kaum hingesetzt da hatten die Maedels auch schon ausgesucht was sie singen wollen und das der Dame am Mischpult signalisiert. So was hab ich ja noch nie erlebt. Das kenn ich bislang ja nur aus irgendwelchen RTL2 Reportagen oder so. Aber die Maedels haben gemeint, dass sie das schon oefters gemacht haetten. So mit einer groesseren Gruppe oder der Firma oder so...
Meine Guete, mit der Firma wuerd ich mich doch nicht so zum Aff machen!
Und langsam fuellte sich auch der Laden. - Kaum zu gauben, aber wahr!
Und da gaben sich die Saenger quasi das Micro in die Hand!
Zwischendrin hat die Musikdame immer mal wieder ein bischen was tanzbares angespielt und wir auch immer sofort auf die Buehne/Tanzflaeche. Aber das lief nie durch, trotz dem dann der Laden erstmal richtig getobt hat. So nach der Haelfte wurde immer ausgeblendet und der naechste Saenger angekuendigt. Naja, und die waren dann halt immer so mehr schlecht als recht. Ist ja auch klar, die ersten trinken sich halt erstmal ordentlich Mut an, die naechsten haben sich in der Zeit schon kraeftig einen reingeloetet und eingesungen oder so wird ja eh nicht.
Aber dafuer sind die Leuts da ja auch eigentlich hin.
Leider, leider hat der Till da nicht die Digicam mit rein nehmen wollen. Das war ihm wohl ein bischen zu heiss. Obwohl im Nachhinein betrachtet das ein ganz harmloser Laden war und die Besucher auch alle nur so normale Dorfleute waren, die dienstagabends halt ein bischen Unterhaltung suchen.
Aber auf konventionellem Farbnegativfilm hab ich alles festgehalten. Den muss ich halt noch entwickeln lassen und durch den Negativscanner am Institut jagen...
Wir sind da bestimmt bis eins, zwei oder so geblieben. Genau weiss ich das auch nicht mehr. Nur ziemlich spaet war's schon!
Heim, nochmal schnell unter die Dusche und in's Bett.
Aus irgendeinem Grund wollte die Julie, dass ich den Wecker auf sieben Uhr stelle obwohl wir uns erst um halb neun wieder zum Fruehstueck getroffen haben. Und aus irgendeinem Grund habich das auch noch gemacht.
Kurze Nacht also...

Was ich noch nicht erzaehlt habe, weil diese Berichte ja nicht immer in chronologischer Ordnung verfasst sind war unser Mittagessen auf der Hinfahrt, das symptomatisch fuer den Rest des Trips werden sollte.
Wir hatten uns naemlich an einer Peage Zahlstelle fuer die Autobahngebuehr in Frankreich zum Mittagessen im naechsten Ort zum Mittagessen verabredet. Das mit dem Kollonnenfahren hatte bis dato ganz gut geklappt. Nur an dieser einen Stelle musste man dann scheinbar eine andere Spur bei der Peage benutzen und da sind der Till und Konsorten in die Stadt und wir, ohne es zu peilen, dass die anderen nicht mehr bei uns sind, ordentlich weitergeblasen. Als wir dann gemerkt haben, dass wir die nicht einholen haben wir halt mal eine Viertelstunde auf dem Standstreifen gewartet um zu sehen, ob die uns hinterherkommen. Kamen sie aber nicht. Anrufen hat nicht funktioniert weil ich mit meiner schweizer Prepaid Karte kein internationales Roaming habe und meine deutsche Karte im Haendi meiner Mutter steckt...
Wir also in Valence rausgefahren, franzoesische Telefonkarte gekauft, Tills Haendi angerufen. Die waren also ganz wie besprochen rausgefahren. Dort treffen bringt's nicht. Also haben wir uns noch eine franzoesishe Strassenkarte gekauft, sind nach Valence reingefahren und haben dort in der Altstadt zu Mittag gegessen. Und nach einem Kaffee sind wir dann auch wieder zum Auto und sind alleine weiter in Richtung St. Remy gefahren.
In weiser Voraussicht hatte ich mir vom Till den Namen und Anschrift des Hotels in St. Remy geben lassen. - Fuer den Fall der Faelle, der dann ja auch prompt eintrat...
In St. Remy haben wir sie dann auch gleich an der ersten Ecke am Altstadt Ring im Cafe sitzend gefunden.
Dumm war nur, dass die canadischen Maedels nicht so auf ein bischen was kulturelles aus waren. Ich bin da ja (noch) nicht so drauf wie mein Vater aber wo man schonmal da ist kann man sich ja auch ruhig die urlalte Stadt Les Baux de Provance und die in den Stein gemeisselte Cathedrale d'Images ansehen. Aber die Ladies wollten lieber in St. Remy (die ganzen Accents spar ich uebrigens - das ist mir in HTML zu viel Schaff die immer noch zu schreiben weil die, wie die deutschen Umlaute etwas aufwendiger in der Tipperrei (é = é) sind.) ein bischen shoppen.
Also sind der Till, die Helene und ich alleine nach Les Baux gefahren. Dumm nur, dass wir fuer halb acht einen Tisch bestellt hatten und uns bei dem Restaurant gemeinsam zum Essen verabredet hatten. Bis zur Festung auf den Berg raufzugehen blieb also nicht die Zeit, auch in die Cathedrale d'Image zu gehen war nichtmehr drin. Obwohl ich das gern gemacht haette. Das schien naemlich ziemlich abgefahren zu sein. Als ob da der Berg von innen ausgehoelt wurde. Auf der einen Seite waren der Eingang in den Berg und auf der anderen Seite konnte man beim Hochfahren schon riesige, rechteckige Loecher in der Felswand sehen. Was es damit genau auf sich hat kann ich aber nicht sagen.
Aber auch diese Konstellation mit dem besichtigungsbegierigen Till auf der einen Seite, der antikulturellen Melinda am anderen Ende des Spektrums und dem Rest von uns irgendwo zwischen drin, die einen mehr zur einen, die anderen mehr zur anderen Seite orientiert, sollte symptomatisch fuer die Fahrt werden.

Den Rest des Tages kennt Ihr jetzt schon und der Bericht ist ja auch schon lang genug geworden.
Also Schluss!

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