Also der Till ist ganz klar schon zu lange vom darmstaedter Fleischmarkt
entwoehnt. Das steht schonmal fest.
Wir sind ja heute mit den drei Maedels aus Canada in Richtung Cote d'Azur
gefahren weil wir ja in Lausanne im Moment wegen der kaputten
Zugmaschine eh nichts machen koennen.
Da waren also der Till, seine Frau Helene, die drei canadischen
Babes und ich. Sozusagen drei mal zwei Leute. Und dementsprechend haben
wir auch drei Doppelzimme im Hotel reserviert. Losgefahren in Lausanne
sind wir mit der Aufteilung 1. Till, Helene und Marie Jose in einem
Auto und 2. Jan, Julie und Melinda im anderen. Und als wir in St. Remy
ankommen und unser Hotel beziehen wollen meint der Till, dass die
Helene dann ja mit der M.J. in ein Zimmer gehen kann, die Julie mit der
Melinda und er und ich in das dritte.
Alle nicken!
Super Till! Gut gemacht!
Ich also schonmal Protest eingelegt, mich dann aber gefuegt. Hatte zwar
eigentlich im Auge ein Zimmer mit der Julie zu teilen aber 1. kommt
es, 2. anders und 3. als man denkt.
Dann gehen wir auf unser Zimmer, ich schliesse auf und da steht da so ein
huebsches, kleines franzoesisches Doppelbett an der Wand.
Ich glaub ich seh nicht recht!
Nicht nur, dass ich mit dem Baer pennen soll, ne, auch noch in einem
schoenen, kuscheligen Doppelbettchen, waehrend sich die Maedels jede in
ihrem eigenen Bett raekeln.
Also das geht ja wohl ein bischen zu weit. Da wach ich ja am Ende zehnmal
nachts auf weil der Grosse im Schlaf meint, seine Frau laege neben ihm.
Nein, danke!
Ich also gleich nochmal zur Dame an der Rezeption hin und gefragt
ob sie nicht noch ein Zimmer mit zwei einzelnen Betten haette.
- Die Maedels wurden das immerhin gefragt (ob die Alte da was im
Hinterkopf hatte?). - Hatte Sie (also nicht im Hinterkopf sondern
noch ein Zimmer!...) und so haben wir gleich nochmal
Zimmer getauscht.
Wir sind dann essen gegangen in einem huebschen Restaurant in der
Altstadt von St. Remy, wo das Essen gut war - da kann man nix sagen -
nur die Kellnerin der Prototyp des stereotypen franzoesischen Kellners
war. Unfaehig und unfreundlich.
Aber das essen war, wie gesagt, wirklich gut und gemessen an der
Location auch nicht sonderlich teuer.
Am Ende der Fresserei haben die Maedels dan eroeffnet, dass sie ein
Angebot fuer mich haetten. Sie haetten alle nochmal darueber gesprochen
und wenn es mir so unangenehm sei mit dem Till zu schlafen wuerde
eben die Helene zum Till gehen, die M.J. zur Melinda und die Julie
zu mir. (YES!) Ob das ok waere? Ja absolut. Das waere ja
jetzt auch nicht so wild mit dem Till, ich haette halt keinen Bock
gehabt mit ihm in einem kleinen Doppelbett zu schlafen und ueberhaupt
haette ich ja gedacht die Helene wuerde logischerweise mit ihm
in ein Zimmer gehen wollen und so...
OK, so ein bischen Herabspielen muss man ja um seine wahre Gesinnung
nicht zu offenkundig werden zu lassen - ist ja auch fuer die andere(n)
einfacher was in diese Richtung zu unternehmen wenn der Schein so ein
bischen gewahrt werden kann. - Aber ich frag mich halt schon was das
ueberhaupt sollte. Aus Ruecksicht auf mich? - Wohl kaum! Aus Ruecksicht
auf die Chickas? Was glauben die denn, wie die druff sind? Haben wohl
gemeint die Canadier sind ja auch nur so verkappt Amis (auch wenn
die aus Quebec einen fuer so eine Aeusserung steinigen wuerden!), und
wie
die Amis so drauf sind hab ich ja jatzt erst vor ein paar Wochen
bei Andrew und Nena erlebt, wo die eine Schwester vom Andrew ihrem
Ehemann verboten (!) hatte den Film "Amarican Pie" (Ihr erinnert
Euch: Die Komoedie, die davon handelt, wie vier Teenager Jungs das
erste mal poppen wollen und wie sie es versuchen hinzukriegen...)
zu sehen, selbst dann dabei ein Buch gelesen hat als wir ihn abends dann
doch auf DVD gesehen haben. Und als es zu der Szene mit der
tschechischen Austauschschuelerin kommt ist die andere Schwester
vom Andrew aufgebracht aus dem Haus (!) gerannt weil sie sich sowas nicht
angucken koenne. Wenn wir sowas sehen wollten, dann koennten wir uns doch
gleich einen Pornofilm ausleihen...
Wie dem auch sei:
Die Zimmerverteilung war neu geregelt, die spassige Gestaltung des
weiteren Abends konnte also beginnen.
Eigentlich hatten wir angepeilt in eine Disse tanzen zu gehen. Aber
nun gibt es in so einem Kaff wie St. Remy natuerlich nur eine (immerhin!),
die aber natuerlich an einem Dienstagabend nicht auf hat.
Aber es gaebe da eine Karaoke Bar!...
Die Maedels sofort Feuer und Flamme. - Wir also hin, in die
Karaoke Bar. Die machte dann zwar erst um elf auf aber es war ja
schon viertel vor. Und so haben wir dann noch einen wo anders gehoben
bevor es dann in die Karaoke Bar ging.
Da musste man dann an der Tuer klingeln (!) um reingelassen zu werden.
Und als wir ins erste OG kamen, wo die Karaoke Bar war stand
da ein vielleicht elfjaehriger Bub am Mikrofon und hat mit seiner
sich ueberschlagenden praepubertaeren Sopranstimme diverse franzoesische
Chansons zum besten gegeben.
Wir hatten uns kaum hingesetzt da hatten die Maedels auch schon ausgesucht was
sie singen wollen und das der Dame am Mischpult signalisiert.
So was hab ich ja noch nie erlebt. Das kenn ich bislang ja nur aus
irgendwelchen RTL2 Reportagen oder so. Aber die Maedels haben gemeint,
dass sie das schon oefters gemacht haetten. So mit einer groesseren
Gruppe oder der Firma oder so...
Meine Guete, mit der Firma wuerd ich mich doch nicht so zum Aff machen!
Und langsam fuellte sich auch der Laden. - Kaum zu gauben, aber wahr!
Und da gaben sich die Saenger quasi das Micro in die Hand!
Zwischendrin hat die Musikdame immer mal wieder ein bischen was tanzbares
angespielt und wir auch immer sofort auf die Buehne/Tanzflaeche. Aber das
lief nie durch, trotz dem dann der Laden erstmal richtig getobt hat. So
nach der Haelfte wurde immer ausgeblendet und der naechste Saenger
angekuendigt. Naja, und die waren dann halt immer so mehr schlecht als
recht. Ist ja auch klar, die ersten trinken sich halt erstmal ordentlich
Mut an, die naechsten haben sich in der Zeit schon kraeftig einen reingeloetet
und eingesungen oder so wird ja eh nicht.
Aber dafuer sind die Leuts da ja auch eigentlich hin.
Leider, leider hat der Till da nicht die Digicam mit rein nehmen wollen.
Das war ihm wohl ein bischen zu heiss. Obwohl im Nachhinein betrachtet das
ein ganz harmloser Laden war und die Besucher auch alle nur so normale
Dorfleute waren, die dienstagabends halt ein bischen Unterhaltung suchen.
Aber auf konventionellem Farbnegativfilm hab ich alles festgehalten.
Den muss ich halt noch entwickeln lassen und durch den Negativscanner am
Institut jagen...
Wir sind da bestimmt bis eins, zwei oder so geblieben. Genau weiss ich das auch
nicht mehr. Nur ziemlich spaet war's schon!
Heim, nochmal schnell unter die Dusche und in's Bett.
Aus irgendeinem Grund wollte die Julie, dass ich den Wecker auf sieben Uhr
stelle obwohl wir uns erst um halb neun wieder zum Fruehstueck getroffen
haben. Und aus irgendeinem Grund habich das auch noch gemacht.
Kurze Nacht also...
Was ich noch nicht erzaehlt habe, weil diese Berichte ja nicht immer
in chronologischer Ordnung verfasst sind war unser Mittagessen auf
der Hinfahrt, das symptomatisch fuer den Rest des Trips werden sollte.
Wir hatten uns naemlich an einer Peage Zahlstelle fuer die
Autobahngebuehr in Frankreich zum Mittagessen im naechsten Ort zum
Mittagessen verabredet. Das mit dem Kollonnenfahren hatte bis dato ganz
gut geklappt. Nur an dieser einen Stelle musste man dann scheinbar eine
andere Spur bei der Peage benutzen und da sind der Till und Konsorten
in die Stadt und wir, ohne es zu peilen, dass die anderen nicht mehr
bei uns sind, ordentlich weitergeblasen. Als wir dann gemerkt haben, dass
wir die nicht einholen haben wir halt mal eine Viertelstunde auf dem
Standstreifen gewartet um zu sehen, ob die uns hinterherkommen. Kamen sie
aber nicht. Anrufen hat nicht funktioniert weil ich mit meiner schweizer
Prepaid Karte kein internationales Roaming habe und meine deutsche Karte
im Haendi meiner Mutter steckt...
Wir also in Valence rausgefahren, franzoesische Telefonkarte gekauft, Tills
Haendi angerufen. Die waren also ganz wie besprochen rausgefahren.
Dort treffen bringt's nicht. Also haben wir uns noch eine franzoesishe
Strassenkarte gekauft, sind nach Valence reingefahren und haben dort in der
Altstadt zu Mittag gegessen. Und nach einem Kaffee sind wir dann auch wieder
zum Auto und sind alleine weiter in Richtung St. Remy gefahren.
In weiser Voraussicht hatte ich mir vom Till den Namen und Anschrift des
Hotels in St. Remy geben lassen. - Fuer den Fall der Faelle, der dann ja
auch prompt eintrat...
In St. Remy haben wir sie dann auch gleich an der ersten Ecke am Altstadt
Ring im Cafe sitzend gefunden.
Dumm war nur, dass die canadischen Maedels nicht so auf ein bischen was
kulturelles aus waren. Ich bin da ja (noch) nicht so drauf wie mein Vater
aber wo man schonmal da ist kann man sich ja auch ruhig die urlalte Stadt
Les Baux de Provance und die in den Stein gemeisselte Cathedrale d'Images
ansehen. Aber die Ladies wollten lieber in St. Remy (die ganzen Accents
spar ich uebrigens - das ist mir in HTML zu viel Schaff die immer noch
zu schreiben weil die, wie die deutschen Umlaute etwas aufwendiger
in der Tipperrei (é = é) sind.) ein bischen shoppen.
Also sind der Till, die Helene und ich alleine nach Les Baux gefahren. Dumm
nur, dass wir fuer halb acht einen Tisch bestellt hatten und uns bei dem
Restaurant gemeinsam zum Essen verabredet hatten. Bis zur Festung auf den
Berg raufzugehen blieb also nicht die Zeit, auch in die Cathedrale
d'Image zu gehen war nichtmehr drin. Obwohl ich das gern gemacht haette.
Das schien naemlich ziemlich abgefahren zu sein. Als ob da der Berg von
innen ausgehoelt wurde. Auf der einen Seite waren der Eingang in den Berg
und auf der anderen Seite konnte man beim Hochfahren schon riesige, rechteckige
Loecher in der Felswand sehen. Was es damit genau auf sich hat
kann ich aber nicht sagen.
Aber auch diese Konstellation mit dem besichtigungsbegierigen Till auf der
einen Seite, der antikulturellen Melinda am anderen Ende des Spektrums
und dem Rest von uns irgendwo zwischen drin, die einen mehr zur einen, die
anderen mehr zur anderen Seite orientiert, sollte symptomatisch fuer die
Fahrt werden.
Den Rest des Tages kennt Ihr jetzt schon und der Bericht ist ja auch schon
lang genug geworden.
Also Schluss!
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