Vier gewinnt?
Montag, 28.3.2005

Hmm, ok - eigentlich trifft es Vier Gewinnt nicht ganz. Eigentlich müsste die überschrift Fünf Gewinnt heissen. Aber so heisst das Spiel halt nicht. Und Full House, obwohl auch immer mal wieder mit Fünf assoziiert, besteht ja eigentlich auch aus je zwei und drei gleichen.
Wie dem auch sei! Bei einer Einladung zum Brunch heute ist mir mal wieder ein Phänomen aufgefallen, das ihr bestimmt auch schon gelegentlich bemerkt habt:
Aus irgendeinem Grund geben die Menschen gern mit Negativleistungen an.
Beispiel:

In diesem Fall waren es die schlechten Zensuren in Schule.
Da saßen lauter Leute mit der allgemeinen Hochschulreife, wenngleich auch nicht alle diese Reife zum Erwerb eines Hochschulabschlusses genutzt hatten und unterhielten sich über ihre Schulzeit. Und plötzlich fingen sie einer nach dem anderen an damit anzugeben, in welchen Fächern sie überall fünfer hatten. Und dann ging es drum wie die Eltern da drüber "einen Aufstand gemacht haben" und dass sie den Kram doch eh später nie wieder gebraucht hätten und so weiter.
Also da greif ich mir echt an den Kopp!
Ich will hier ja kein Plädoyer dafür abgeben, Kinder mit schlechten Zensuren zu Hause weiter unter Druck zu setzen - nach dem Motto "Wag dich ja nicht mit 'ner Fünf in Mathe nach Hause!". Aber es kann doch echt nicht sein, dass dauerhaft mangelhafte Leistungen (so ein Ausrutscher kann ja mal vorkommen) einfach so hingenommen werden. Da muss man doch was machen. Verständnis verbessern, Übung vermehren, Motivation steigern oder zumindest punktuell angreifen wenn ein breites Steigern des Engagements aus diesen oder jenen Gründen nicht drin ist.
Dass einem das als Teenager nicht schmeckt ist ja klar. Aber mit 30 Jahren auf dem Buckel (give or take a few) muss einem doch klar sein, dass man sich eben immer mal wieder irgendwo einfach durchbeissen muss. Ob es sich da jetzt um Dreisatz, Schillers Glocke oder die Rolle des Klerus in den Bauernkriegen handelt.
Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, dass deutsche Kids im internationalen Vergleich sowohl in ihrem Fachwissen als auch dem anwenden bestimmter Methodiken so schlecht abschneiden (Stichwort: PISA Studie). Aber wenn ich mir die jungen Eltern von heute und morgen so anhöre wundert's mich dann doch nicht! Wie soll denn aus einem Mädchen mal eine Rechtsanwältin werden, wenn es von seinen Eltern zu hören bekommt "Den Scheiss hab ich damals auch schon nicht kappiert."? Oder ein Junge ein erfolgreicher Schriftsteller, wenn seine Eltern nicht dafür gesorgt haben, dass er so fundamentale Dinge wie den Satz des Pythagoras kapiert? Wie soll ein Kind denn jemals Lehrer, Ingenieur, Arzt, Bänker, Erzieher, Professor, Bundeskanzler oder Astronaut, von mir aus auch Prinzessin werden, wenn seinen Eltern die allgemeine Bildung so am Arsch vorbei geht?!?
Natürlich muss nicht jedes Kind nur einsen und zweien haben. Und weissgott es sind auch nicht alle dazu fähig später mal eine Klasse, ein Unternehmen oder ein Land zu führen. Aber wenn Leute die Messlatte sogar für ihre noch ungeborenen Kinder derart niedrig legen, ich glaube dann können wir uns schon jetzt einsalzen!

Also wenn ihr zu fett seid, lasst halt auch die Finger vom Eis.
Und wenn ihr mit dem rauchen aufgehört habt, dann fangt halt einfach nicht wieder an.
Und wenn ihr verdammtnochmal noch autofahren müsst, dann lasst gefälligst die Finger vom Alkohol.
Und wenn ihr einfach nicht genügend Willensstärke dazu besitzt - sei's drum.
Aber hört zumindest auf, damit auch noch anzugeben!

Und wenn eure Kinder das Englische Gerundium nicht kapieren oder Schwierigkeiten mit dem Höhensatz haben, dann hockt euch mit ihnen hin - auch nach Feierabend! - und lernt es mit ihnen. Vielleicht kapiert ihr es ja diesmal auch im zweiten Anlauf.
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