Vier gewinnt?
Hmm, ok - eigentlich trifft es Vier Gewinnt nicht ganz.
Eigentlich müsste die überschrift Fünf Gewinnt heissen. Aber so
heisst das Spiel halt nicht. Und Full House, obwohl auch immer
mal wieder mit Fünf assoziiert, besteht ja eigentlich auch aus je zwei und
drei gleichen.
Wie dem auch sei! Bei einer Einladung zum Brunch heute ist mir mal wieder ein
Phänomen aufgefallen, das ihr bestimmt auch schon gelegentlich bemerkt habt:
Aus irgendeinem Grund geben die Menschen gern mit Negativleistungen an.
Beispiel:
In diesem Fall waren es die schlechten Zensuren in Schule.
Da saßen lauter Leute mit der allgemeinen Hochschulreife, wenngleich auch nicht
alle diese Reife zum Erwerb eines
Hochschulabschlusses genutzt hatten und unterhielten sich über ihre Schulzeit.
Und plötzlich fingen sie einer nach dem anderen an damit anzugeben, in welchen
Fächern sie überall fünfer hatten. Und dann ging es drum wie die Eltern da
drüber "einen Aufstand gemacht haben" und dass sie den Kram doch eh später
nie wieder gebraucht hätten und so weiter.
Also da greif ich mir echt an den Kopp!
Ich will hier ja kein Plädoyer dafür
abgeben, Kinder mit schlechten Zensuren zu Hause weiter unter Druck zu setzen
- nach dem Motto "Wag dich ja nicht mit 'ner Fünf in Mathe nach Hause!".
Aber es kann doch echt nicht sein, dass dauerhaft mangelhafte Leistungen
(so ein Ausrutscher kann ja mal vorkommen) einfach so hingenommen werden.
Da muss man doch was machen. Verständnis verbessern, Übung vermehren, Motivation
steigern oder zumindest punktuell angreifen wenn ein breites Steigern des Engagements
aus diesen oder jenen Gründen nicht drin ist.
Dass einem das als Teenager nicht schmeckt ist ja klar. Aber mit 30 Jahren auf
dem Buckel (give or take a few) muss einem doch klar sein, dass man sich eben
immer mal wieder irgendwo einfach durchbeissen muss. Ob es sich da jetzt um
Dreisatz, Schillers Glocke oder die Rolle des Klerus in den Bauernkriegen handelt.
Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, dass deutsche Kids im internationalen Vergleich
sowohl in ihrem Fachwissen als auch dem anwenden bestimmter Methodiken so schlecht
abschneiden (Stichwort: PISA Studie). Aber wenn ich mir die jungen Eltern von heute und
morgen so anhöre wundert's mich dann doch nicht! Wie soll denn aus einem Mädchen mal eine
Rechtsanwältin werden, wenn es von seinen Eltern zu hören bekommt "Den Scheiss hab
ich damals auch schon nicht kappiert."? Oder ein Junge ein erfolgreicher Schriftsteller,
wenn seine Eltern nicht dafür gesorgt haben, dass er so fundamentale Dinge wie den
Satz des Pythagoras kapiert? Wie soll ein Kind denn jemals Lehrer, Ingenieur, Arzt,
Bänker, Erzieher, Professor, Bundeskanzler oder Astronaut, von mir aus auch Prinzessin
werden, wenn seinen Eltern die allgemeine Bildung so am Arsch vorbei geht?!?
Natürlich muss nicht jedes Kind nur einsen und zweien haben. Und weissgott es sind
auch nicht alle dazu fähig später mal eine Klasse, ein Unternehmen oder ein Land
zu führen. Aber wenn Leute die Messlatte sogar für ihre noch ungeborenen Kinder
derart niedrig legen, ich glaube dann können wir uns schon jetzt einsalzen!
Also wenn ihr zu fett seid, lasst halt auch die Finger vom Eis.
Und wenn ihr mit dem rauchen aufgehört habt, dann fangt halt einfach nicht wieder an.
Und wenn ihr verdammtnochmal noch autofahren müsst, dann lasst gefälligst die Finger vom
Alkohol.
Und wenn ihr einfach nicht genügend Willensstärke dazu besitzt - sei's drum.
Aber hört zumindest auf, damit auch noch anzugeben!
Und wenn eure Kinder das Englische Gerundium nicht kapieren oder Schwierigkeiten
mit dem Höhensatz haben, dann hockt euch mit ihnen hin - auch nach Feierabend! -
und lernt es mit ihnen. Vielleicht kapiert ihr es ja diesmal auch im zweiten Anlauf.
|