Nur spielen
Sonnatg 27.3.2005

Das war wieder typisch!
Gerade war ich aus lauter Langeweile einmal den Untermainkai runter spazieren bis zum Eisernen Steg und dann das Museumsufer wieder zurück. Irgendwann auf dem Rückweg fing es leicht zu tröpfeln an, was sich zwischen Schürmannsteg und Friedensbrücke zu einem ordentlichen Regenguss entwickelte. Und weil ich auf den letzten 200m dann nicht noch komplett durchgeweicht werden wollte hab ich mich einfach bei der Brücke untergestellt und den Regen abgewartet.
In etwa zeitgleich mit mir kam auch ein Ehepaar mit einem Hund, die sich ebenfalls unterstellten wenngeleich auch in einiger Entfernung am anderen Ende, wo der Weg wieder unter der Brücke vorkommt.
Nach kurzer Zeit kam noch eine Mutter mit einem kleinen Kind hinzu, wobei die beiden schon ganz gut was abbekommen hatten. Die Mutter schleifte mit dem einen Arm ein Kinderfahrrädchen die Treppe hinunter, unter dem anderen trug sie einen Fussball. Das Kind mühte sich immer eine Stufe einzeln die Treppe runter, wobei ihm der Regen nicht viel auszumachen schien.
Irgendwann bekam dann das Kind von der Mutter seinen Helm abgenommen und den Ball um bisschen zu kicken. Das fand der Hund aber auch eine Super idee und rannte auch gleich nach dem ersten Tritt dem Ball hinterher.
Jetzt sind manche Hunde ja so abgerichtet oder dressiert oder wie auch immer man das nennen will, dass sie einem das Stöckchen zurück bringen und vor die Füße legen damit man es wieder werfen kann und sie es wieder holen können. Andere Hunde rennen aber auch nur zum Stock hin, nehmen das Ding dann ins Maul und kauen munter drauf rum. Und wenn man ihnen dann zu nahe kommt und am Ende auch noch Anstalten macht, ihnen ihr Stöckchen wieder abzunehmen fletschen sie die Zähne und fangen an zu knurren.
Dieser Hund war eher einer von denen, die dem Stöckchen (in diesem Fall dem Ball) hinterherrennen und dann drauf rumkauen und die Zähne fletschen und knurren, wenn man ihnen zu nahe kommt.
Das Kind stand jetzt ein wenig ratlos daneben. Auf der einen Seite hätte es ja sogar ganz gern bisschen mit dem Hund gekickt. Auf der anderen Seite fand es das auch nicht so gut, dass der Gautz immer anfing zu bellen wie blöd wenn man nur einen Schritt auf ihn und den Ball zumachte.
Das Besitzerehepaar fand das ganze scheibar eher amüsant und die Mutter stand recht unbeteiligt nebendran. Vermutlich am Hadern wie sie den Ball und ihr Kind wieder bekäme ohne dem hundebesitzenden Paar unhöflich gegenüber zu werden. Und Hunde, die bellen beissen ja bekanntlich nicht.
Um die Pattsituation zu lösen schwenkten das Frauchen die Leine. Aber welcher Hund findet denn eine geschwenkte Leine toll, wenn er auf einem Fußball rumkauen, Zähne fletschen und bellen kann?!? Also ging das Frauchen zu ihrem Hunde und postierte sich hockend neben ihm und dem Kind. Dann nahm sie den Ball und rollte ihn wieder zu dem Kind rüber, das schon die Arme Richtung Ball ausstreckte. Nur: Was macht einer von den Hunden, die gerne knurrend und zähnefletschend auf Wurfstöcken rumkauen, wenn man ihnen ihren Stock abgenommen hat und ihn einem kleinen Kind in die Hand gedrückt hat? - Eben!
Jetzt sah sich das Herrchen berufen etwas zu unternehmen. Die Mutter immer noch höflich darauf bedacht die besitzenden Hunder in keine peinliche Situation zu bringen. Das Hundeherrchen ging also zu seinem Hundefrauchen, dem Kind und dem ballkauenden, zähnefletschenden Beller, nahm ihn am Halsband und fing an mit Dudufinger zu erklären, dass man Kindern den Ball nicht wegnehmen und knurren und bellen dürfe. Der Hund war davon offenbar so irritiert wie ich denn er ließ sich den Ball tatsächlich abnehmen und rannte wieder freigelassen sogar in die andere Richtung davon. Zu dem Kind, das nun endlich seinen Ball wieder hatte meinte er dann erklärend Der tut nichts! Der will nur spielen!
Das Kind offenbar auch und trat wieder nach seinem Ball. Einen Augenschlag später stürmte der Hund wieder los dankbar dafür, dass die von Herrchen verordnete Ballspielzeitstrafen offensichtlich vorüber war und stürzte sich mit mehr Enthusiasmus denn je auf den Ball. Kurz darauf hallte ein Knall einem platzenden Luftballon ähnlich, unter der Brücke wieder. Nach kurzer Stille mischte sich in das betretene Schweigen zweier Hundbesitzer und einer Mutter, die dieses höfliche Paar jetzt doch in eine peinliche Situation gebracht hatte, das heulen eines Kindes auf der einen Seite des Brückenüberhangs und lauthalses Lachen auf der anderen Seite.
Jetzt versteht mich bitte nict falsch. Das Kind tat mir echt leid. War zwar nur ein oller Gummiball, aber wenn man ein halbes Jahr Taschengeld sparen muss (wenn man überhaupt schon Taschengeld bekommt) oder sowas zum Geburtstag bekommt oder vielleicht als Geschenk für den Sommerurlaub, der diesmal an so einem Kiesstrand an der Ostsee ist und nicht am Mittelmeer weil Papa sich gerade ein tolleres Auto gekauft hat uns jetzt eben ein bisschen kürzer getreten werden muss, dann können einem schon die Tränen kommen. Vor allem, weil man selbst richtig geschimpft bekam als man letztens ebenfalls beim Spielen Mamas Stricknadeln verbogen hat. Sowas darf man nicht. Auch beim Spielen darf man keine Sachen von anderen kaputt machen! Tja nur für so dahergelaufene Köter gilt das wieder nicht! Die dürfen munter überall rumtoben, kleine Kinder anbellen und die Zähne fletschen Bälle zerbeissen oder das Blumenbeet zertrampeln. Hundebesitzer meinen da irgendwie immer für ihre Töhle gälten da andere Regeln und die anderen Leute sollten sich da mal nicht so haben. Schließlich ist das ja ein Hund und der rennt halt bisschen rum und macht so Sachen, die Hunde halt so machen. Aber die Kinder sollen die Eltern gefälligst an die Hand nehmen!
Naja, und um die Situation in die die Mutter das höfliche Ehepaar mit dem Hund gerade gebracht hatte durch mein Gelächter nicht noch peinlicher zu machen und weil mir das Kind echt leid tat und ich nicht wollte, dass sich meine Freude darüber eine Story für J's World zu haben dann doch noch in geteiltes Leid mit dem Kind wandelt, bin ich dann doch noch durch den nachwievor ströhmenden Regen nach Hause gejoggt. Nach den 200m kam ich dann total durchgeweicht hier an, aber immerhin hab ich doch noch was erlebt und mich nicht nur den ganzen Tag vor dem Fernseher gelangweilt.

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